Freitag, 19. Dezember 2014

HoGeSa-Demo in Köln: Wie Konstantin Wecker als geistiger Brandstifter eine Spur der Verwüstung durch deutsche Medien zog

 
 
Kürzlich hörte ich (mit halbem Ohr) in den Nachrichten des Deutschlandfunks eine Meldung über eine Demo von 15.000 Menschen in Köln.
Mehr über diese Demo erfährt man z. B. bei Spiegel Online vom 14.12.2014 unter der Überschrift "Großdemonstration*: 15.000 Kölner protestieren gegen Rechtsextremismus"; mir geht es nicht um das Ereignis als solches, sondern um die Berichterstattung im Deutschlandfunk darüber.
*[Beiläufig: An der Pegida-Demo in Dresden haben zuletzt ebenfalls - mindestens - 15.000 Personen teilgenommen haben (und das in einer Stadt mit weit weniger Einwohnern als Köln!). Da verwendet SPON jedoch nicht den Begriff "Großdemonstration".]

In der Nachrichtenmeldung wurde nämlich erklärt, dass sich die Demonstration gegen eine andere Demonstration gerichtet habe, die unter der Bezeichnung "HoGeSa" (Hooligans gegen Salafisten) einige Wochen vorher in Köln stattgefunden hatte (vgl. dazu z. B. den Wikipedia-Eintrag). Das trifft zu; hellhörig machte mich dagegen ein Relativsatz: "..... die [also die Hools] eine Spur der Verwüstung durch die Stadt gezogen hatten".
Ich selber habe die Berichterstattung über die HoGeSa-Veranstaltung nicht sonderlich intensiv gelesen. Aber jedenfalls lässt sich aus den mir bekannten Fakten eine solche Feststellung ("Spur der Verwüstung") NICHT ableiten.
Es gab einige Verletzte, insbesondere Polizeibeamte.
Ein Polizeiauto wurde umgeworfen (und zwar, das ist wohl richtig, von den Hooligans).
Ansonsten habe ich nicht mitbekommen, dass der Kölner Dom, der Hauptbahnhof oder andere Gebäude bei der Demonstration in Mitleidenschaft gezogen worden wären, oder dass Autos oder andere Dinge in größerem Umfang ("Verwüstung") beschädigt worden wären.

Auch wenn ich jetzt auf Express.de unter dem Titel "Frau zeigte Hitler-Gruß. „Hogesa“-Krawalle in Köln: Erster Prozess im kommenden Jahr" (18.12.2014) lese:
"Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn:  „Es sind  viele versuchte gefährliche Körperverletzungen durch Flaschen-  oder Steinwürfe.“  Hinzu kommen Verstöße gegen das Versammlungsgesetz,  Sachbeschädigungen, Beleidigungen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte"
gewinne ich nicht den Eindruck einer "Spur der Verwüstung" (eine Formulierung, wie sie üblicher Weise beispielsweise für einen Orkan verwendet wird).
 
Tatsächlich berichtete SPON ("Polizei bei Kölner Hooligan-Krawall: Überrumpelt, überfordert, unterlegen") am 19.11.2014 (also in ausreichendem zeitlichen Abstand vom Ereignis) über einen "Sachschaden von 40.000 Euro". Von einer "Spur der Verwüstung" kann angesichts dieser Schadenshöhe nicht entfernt die Rede sein.

Und das war nicht etwa erst im zeitlichen Abstand erkennbar, sondern von Anfang an: Dass es zwar (mehr oder weniger heftige, das kann hier dahingestellt bleiben) Auseinandersetzungen zwischen Personen aus dem Kreis der Demonstranten und der Polizei gab, aber eben keine größeren Sachbeschädigungen.
Beispielsweise meldet der SPON-Bericht "Hooligan-Randale: Rechtsextrem, betrunken und brandgefährlich" vom 27.10.2014, 5:59 h (also am frühen Morgen nach dem Ereignis!) ist nicht von größeren Sachschäden die Rede: "Polizisten werden mit Flaschen beworfen, Passanten angespuckt, Mülltonnen kaputt getreten. Kaum ist der Breslauer Platz erreicht, rennt ein Pulk los und schubst einen Einsatzwagen der Polizei um."
 
 
Das alles ließ mich etwas stutzig werden und brachte mich heute auf den Gedanken, der Verwüstungsspur auf die Spuren zu kommen.
Schnell stellte sich heraus, dass keineswegs nur der Deutschlandfunk diesen Ausdruck verwendet hatte, sondern auch andere Medien, von denen ich hier lediglich einige beispielhaft herausgreife (Hervorhebungen jeweils von mir):
  1. Am 30.10.2014 finden wir den Ausdruck in einem SPON-Artikel (bzw. SPON-Kommentar, denn Fakten und Meinung sind dort innig verwoben) von Christoph Ruf unter dem Titel "Hooligan-Krawalle: Ultras warnten vergeblich vor Neonazi-Schlägern": "... erst seit Sonntag wird öffentlich die Frage diskutiert, was da los ist: Hunderte Fußball-Nazis, die "Deutschland den Deutschen" grölen und eine Spur der Verwüstung hinter sich herziehen, wie kann so etwas in Deutschland passieren? In der öffentlichen Wahrnehmung sind sie aus dem Nichts gekommen, all die Fußballschläger, all die Neonazis." Interessant ist dabei, dass der in dieser Passage verlinkte SPON-Bericht "Ermittlungen nach Hooligan-Krawall: 'Eine wüste Schlägerei' " vom 27.10.2014 (12;54 h) von "Verwüstungen" von Sachbeschädigungen überhaupt nichts meldet: "Als Strafvorwürfe kommen demnach gefährliche Körperverletzung, Verstoß gegen das Vermummungsverbot und Landfriedensbruch infrage." Sachbeschädigung wird hier nicht aufgeführt, und nicht einmal das umgeworfene Polizeiauto wird erwähnt. Eine "Spur der Verwüstung" ist aus diesem Inhalt nicht abzuleiten. Somit muss die Formulierung entweder der Fantasie des Autors entspringen, oder einer anderen Quelle.
  2. Am 02.11.2014 griff BILD in einem Vorausblick auf eine in Hannover geplante HoGeSa-Demo (die dann ja auch stattgefunden hat) die Formulierung von Spiegel Online dankbar auf: "Vor einer Woche zogen 4800 rechte Chaoten zogen eine Spur der Verwüstung durch Köln, verletzten 50 Polizisten." ("Polizei rüstet sich für größten Einsatz des Jahres. Hooligan-Krawalle beim Weihnachts-Shopping?"). [Rein theoretisch ist es natürlich möglich, dass die verschiedenen Journalisten jeweils von sich aus auf diese Formulierung gekommen sind. Was ich aber für unwahrscheinlich halte; dazu ist sie doch ein wenig zu komplex, und vor allem  zuweit vom tatsächlichen Sachverhalt entfernt.]
  3. In der Berliner Zeitung vom 06.11.2014 legte Christoph Ruf in seinem Artikel "Hooligans gegen Salafisten. Die Omis müssen uns lieb haben" die Verwüstungs-Platte erneut auf: "Allerdings lief die Veranstaltung, die auf Geheiß der strategischen Köpfe friedlich hätte ablaufen sollen, komplett aus dem Ruder. Schon vor Veranstaltungsbeginn waren Journalisten und fremdländisch aussehende Passanten angegangen worden. Während des Zuges durch die Innenstadt eskalierte die Gewalt. Was blieb, war eine Spur der Verwüstung und die Erkenntnis, dass unter den 5000 Demonstranten mindestens ein Drittel zu betrunken oder schlicht zu einfach gestrickt war, um sich an irgendeine Vorgaben zu halten."
  4. Am 07.12.2014 berichtete der Kölner Stadtanzeiger (KStA) über eine andere
    Demo unter "Proteste in der Kölner Innenstadt2000 Demonstranten und 1800 Beamte". In diesem Zusammenhang hieß es in einem Rückblick auf die HoGeSa-Demo: "Ende Oktober hatten Tausende Hooligans und Neonazis eine Spur der Verwüstung in der Innenstadt hinterlassen. Damals war die Polizei schlicht in der Unterzahl".
Der Spruch dürfte allerdings nicht auf dem Mist von Christoph Ruf gewachsen sein. Den hat sich ein anderer (soweit ich sehe: ) als Erster einfallen lassen, und die oben genannten Indizien (Komplexität und Realitätsferne) sprechen dafür, dass Ruf ihn übernommen und die anderen Kollegen ihm (bewusst oder unbewusst) nachgeplappert haben.


Ersttäter war nämlich Konstantin Wecker. Der schrieb am 27.10.2014 in seinem Blog "Hinter den Schlagzeilen" unter der Überschrift "Sage nein!"
"Liebe Freunde,4000 rechte Gewalttäter, Nazis und Hooligans, Rassisten und Berufsschläger ziehen durch Köln eine Spur der Verwüstung, dass einem vor Scham und Wut der Atem stockt".

Der Text des friedliebenden Gewalttäterhassers Konstantin Wecker schließt übrigens mit einer kaum verhüllten Aufforderung zu (linksfaschistischer, und somit selbstverständlich menschenfreundlicher) Gewaltanwendung: "Vielmehr hat die rechte Szene in Deutschland eine neue Plattform gefunden, in der sie ihre menschenverachtenden Ideen in die Öffentlichkeit tragen können. Hoffentlich nie wieder ohne massiven Widerstand. Unseren Widerstand!"

Es ist natürlich kaum der Wirkung vom Wecker zuzuschreiben, wenn die Antifanten in Leipzig zur Gewaltanwendung aufrufen; vgl. "dies ist ein Aufruf zur Gewalt", bluNEWS 18.12.2014.
Freilich bleibt abzuwarten, ob Konstantin Wecker sich auch von dieser linksextremen Gewaltankündigung distanzieren wird. Oder sympathisiert er mit denjenigen, welche gewaltsam die "vernünftigen Gewalt" exorzieren wollen?

Muss man sich angesichts derartiger Faktenverfälschungen wundern, wenn die Pegida-Demonstranten in Dresden von "Lügenpresse" sprechen?
Zumal SPON auch da seinen Lesern dreisteste Lügen (etwa über die Kernaussage einer kürzlich erschienenen Bertelsmann-Studie zur Zuwanderung) auftischte, in seinem (vorgeblichen) "Pegida-Faktencheck: Die Angstbürger" (12.12.2014). Was die Kollegen des ebenfalls in Hamburg erscheinen STERN flugs (verkürzt) imitierten: " Warum die Angst vor Islamisierung unbegründet ist" (16.12.2014).
[Auf diese Medienleistung will ich hier nicht im Detail eingehen; eine substantiierte Kritik an der medialen Verbreitung der Studie war sogar in der WELT erschienen.]


Wolfgang Donsbach, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Dresden, konstatiert in einem Interview des Tagesspiegel vom 18.12.2014:
"Wir haben in Deutschland die Kultur einer verschärften Political Correctness, die es ungeheuer schwierig macht, Themen, die nicht dem Mainstream entsprechen, ergebnisoffen und ohne gleich die Keule einer illegitimen und unmoralischen Haltung zu diskutieren."
Eine solche Aussage ist schon für sich genommen ein beinahe tollkühner Akt für einen deutschen Professor (wenn er beruflich weiterkommen will).
Aber noch nicht einmal das ist eine erschöpfende Beschreibung der Störungen im öffentlichen Diskurs in Deutschland. Denn neben der "rechten" Keule setzen manche Medien bzw. Journalisten sogar auch Lügen und propagandistische Verdrehungen ein, um derjenigen Einstellung zum Siege zu verhelfen, die sie selber für die einzig richtige halten.
Wie ich oben an einem konkreten Beispiel aufgezeigt habe.




ceterum censeo
Zerschlagt den €-Gulag
und den offensichtlich rechtswidrigen Schlundfunk der GEZ-Gebühren-Gier-Ganoven!
 
Textstand vom 19.12.2014.
Für Paperblog-Leser: Die Original-Artikel in meinem Blog werden im Laufe der Zeit teilweise aktualisiert bzw. geändert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen