Freitag, 2. März 2012

Wem dient die Täuschung des Publikums über die Auswirkungen einer evtl. griechischen Insolvenz auf den Finanzmarkt via Credit Default Swaps (CDS)?

Wieder und wieder las man in den Medien, dass die Regierungen die Auswirkungen einer griechischen Insolvenz auf die Finanzmärkte fürchteten. Die Begründungen waren unterschiedlich, und auch keineswegs sämtlich aus der Luft gegriffen. Eine Ansteckungsgefahr auf die Märkte für die Staatsanleihen anderer südeuropäischer Länder ist in der Tat real.

Aber als es aber speziell bei Griechenland um die Frage ging, ob man eine offizielle Insolvenz riskieren könne, oder besser die Finanzinstitute zu einem sog. "freiwilligen" Schuldenschnitt zwingen sollte, las man (und liest man noch jetzt) allerorten, "Experten" hätten gesagt (oder die Politik würde befürchten), dass eine formelle Insolvenz wegen der unberechenbaren Auswirkungen auf den (angeblich) undurchsichtigen Markt der Credit Default Swaps hochriskant sei.

Und regelmäßig wurde in diesem Zusammenhang der Zusammenbruch des Bankhauses Lehman Brothers ins Spiel gebracht: mit der impliziten Unterstellung, dass dieser Zusammenbruch und/oder die draus resultierenden Folgen für die Finanzmärkte durch die CDS' verursacht wurden.
So etwa phantasierten Jörg Hackhausen, Hannes Vogel und Jan Mallien noch am 28.02.2012 in dem Handelsblatt-Artikel "Athener Schuldenschnitt: Unsicherheitsfaktor Ausfallversicherung" (meine Hervorhebung):
"
  'Was Griechenland betrifft, ist das CDS-Volumen überschaubar', meint Christian Schulz von der Berenberg Bank. Der Flächenbrand dürfte seiner Ansicht nach ausbleiben. Dennoch hält er es für gewagt, die Auszahlung der Kontrakte zuzulassen. Andere Experten sehen das weniger gelassen. Sie fürchten ein Chaos wie 2008. Nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers lösten CDS einen Dominoeffekt aus, der beinahe den großen US-Versicherers AIG mit in die Pleite gerissen hätte. Es ist gut möglich, dass die Verantwortlichen so etwas nicht noch einmal riskieren wollen."


Der Vergleich mit der Lehmann-Krise ist in doppelter Hinsicht falsch, und zumindest die Politik und die (angeblichen) "Experten" (Repräsentanten von Banken, die CDS verkauft haben und sich nun um die Zahlung der Versicherungsprämien drücken wollen?) wissen das mit Sicherheit sehr gut:

1) Weder ist das Bankhaus Lehman Brothers an Credit Default Swaps zugrunde gegangen, noch waren die von diesem Bankhaus verkauften, oder die auf Produkte dieser Bank bezogenen fremden CDS die Ursache für die mit dem Lehman-Zusammenbruch eingetretene Verschärfung der Finanzkrise ("Credit Freeze" bedingt durch die Verweigerung von Interbanken-Krediten).
Das hatte das amerikanische Wall Street Journal (WSJ) bereits am 15.11.2008 in dem Bericht "The Meltdown That Wasn't. A primer on credit default swaps, the latest Beltway scapegoat" nachgewiesen (meine Hervorhebungen):

"It turned out to be the meltdown that never melted. Amazing as it is to Washington ears, those greedy, crazy people running large financial institutions did a decent job of managing their exposures to Lehman. When large banks and insurance companies were vulnerable to Lehman, many had offsetting trades that paid off when Lehman went bust. The net amount of $6 billion owed by sellers of credit protection on Lehman was far smaller than expected and was arrived at through the same orderly settlement auction process that has smoothly managed about a dozen such failures -- and all without government regulation. This is not to say that Lehman's failure didn't damage credit markets. But the problem was not a failure of the CDS market, nor was Lehman's failure caused by CDS. Toxic mortgages killed Lehman. Once Lehman went bust, CDS contracts added relatively little stress to other banks. The stress came from the failure of a big investment bank, which made people unwilling to lend to other banks."

2) Genau wie bei Lehman ist auch bei Griechenland der Nettobetrag der Credit Default Swaps (d. h. jene Summe, die übrig bleibt wenn man die einzelnen Finanzinstitute ihre CDS-Verkäufe und ihre CDS-Käufe gegeneinander aufrechnen) relativ gering. Aber im Gegensatz zu Lehman nicht "far smaller than expected". Denn mittlerweile hat man offenbar eine Meldepflicht an die Finanzaufsichten eingeführt, die es damals nicht gab. So weiß man, dass der Bruttowert der Griechenland-CDS um die 70 Mrd. US-Dollar beträgt. Der WELT-Journalist Günther Lachmann berichtete darüber am 15.02.2012 in seinem Artikel unter dem (übrigens krass irreführenden!) Titel "Schuldendesaster. Hinter dem Griechen-Drama lauert die Katastrophe":
"Welt Online liegt hierzu ein Schreiben des Finanzministeriums vor, in dem Staatssekretär Hartmut Koschyk mit Verweis auf die "Berichterstattung der BaFin" entsprechende Zahlen auflistet. Danach betrug "das Bruttovolumen von CDS auf griechische Staatsanleihen zum Stichtag 9. September 2011 76,2 Milliarden US-Dollar".
Inzwischen sind die Beträge vielleicht auch deshalb zurückgegangen, weil Griechenland im Dezember bekanntlich einige Anleihen getilgt hat. Jedenfalls meldet die Financial Times Deutschland (FTD) in Ihrem Artikel "Schuldenkrise: Griechen-Schuldenschnitt noch kein Kreditereignis" vom 29.02.12:
"Das Volumen ausstehender CDS-Kontrakte auf griechische Staatsanleihen beläuft sich laut Zahlen des Derivate-Abwicklungshauses DTCC auf 70,4 Mrd. Dollar. Da viele Marktteilnehmer CDS-Schutz nicht nur verkauft, sondern zugleich auch gekauft haben, gleichen sich die Zahlungsansprüche aber teilweise aus. Netto belaufen sie sich laut DTCC auf 3,3 Mrd. Dollar (2,5 Mrd. Euro)."
 Aber nicht einmal diese 2,5 Mrd. Euro müssten die CDS-Verkäufer voll bezahlen, weil ja die Griechen-Anleihen nicht völlig wertlos werden, sondern "nur" zu etwa 70%. Der maximale Schaden für die CDS-Verkäufer insgesamt läge also bei weniger als 2 Milliarden Euro, und davon müssen bei richtiger Betrachtung noch die Prämien abgezogen werden.
Die Werte waren, wie aus dem o. a. Lachmann-Artikel hervorgeht, schon längst bekannt.

Dass und von wem aber dieses Wissen geleugnet wurde, kann man ebenfalls bei Günther Lachmann auf WELT Online nachlesen (meine Hervorhebung):
"Welt Online fragte auch nach den Folgen einer Griechenland-Pleite für jene Banken, die in den vergangenen Jahren CDS auf Griechenland-Anleihen verkauften. Dazu schrieb die BaFin, was auch die EZB-Experten den Politikern im Haushaltsausschuss sagten: Sie seien unkalkulierbar. "Die Größenordnung von möglichen Verlusten können wir auch wegen so genannter Zweitrundeneffekte (indirekte Auswirkungen) nicht absehen. Auch lässt sich nicht beziffern, wie viel Investoren ihre Griechenland-Anleihen mit CDS abgesichert haben", so die BaFin. Letzteres stimmt nachweislich nicht. Denn anders als von der BaFin und den EZB-Experten behauptet, existiert sehr wohl Datenmaterial darüber, in welcher Höhe Investoren ihre Griechenland-Anleihen mit CDS abgesichert haben."
Die Öffentlichkeit wurde also sowohl von der EZB wie von der Bundesanstalt für Finanzen vorsätzlich in die Irre geführt! Auf wessen Wunsch oder Weisung und in wessen Interesse ist diese Täuschung erfolgt?
Und noch eine wichtige Information, die ich nirgends sonst gefunden habe, bringt Lachmann:
" 'Das Kernproblem sind meines Erachtens die mit einer Griechenland-Pleite fälligen Abschreibungen auf andere CDS-Exposures der Banken' sagt der Berliner Kapitalmarktexperte Achim Dübel. Damit meint er Abschreibungen auf die Kreditausfallversicherungen für Anleihen der anderen Wackelkandidaten wie Portugal, Spanien und Italien. Sie würden große Löcher in die Bilanzen reißen. Schon deshalb wollen Politik und Banken alles dafür tun, den Totenschein für Griechenland nicht ausstellen zu müssen."
Das scheint Sinn zu machen. Allerdings stellt sich dann die Frage, weshalb
a) dieser Sachverhalt gegenüber der Öffentlichkeit vertuscht wird und vor allem warum
b) die Bilanzierungsregeln nicht entsprechend geändert werden können und
c) den Abschreibungen bei den CDS-Verkäufern nicht entsprechende Zuschreibungen bei den CDS-Käufern gegenüber stehen (was die Verluste des Finanzsystems insgesamt ja deutlich verringern würde). Führen die Bilanzregeln auf diesem Gebiet zu einer asymmetrischen Bilanzierung, d. h. können oder müssen gar die Verkäufer ihr Verlustrisiko und die Käufer ihr Gewinnrisiko in unterschiedlicher Höhe bilanzieren ? Wenn ja, würde ich das als ein weiteres Indiz für meine Vermutung ansehen, dass die Banken Geldschöpfung nicht nur über Kredite, sondern auch über Bilanzmechanismen betreiben können (vgl. Blott "Kipper, Wipper, Notenbanken").


Von dort könnte auch eine Fährte zu derjenigen Frage führen, die mich jenseits der konkreten Griechenland-CDS' umtreibt: Aus welchem Grunde ergibt es für die einzelnen Akteure im Finanzsystem in der Summe einen Sinn, CDS in beinahe gleicher Höhe zu verkaufen wie auch zu kaufen?
Klar: wenn es der Schlau-Bank gelingt, CDS teuer zu verkaufen und andere CDS von der Dumm-Bank günstiger zu kaufen ist das ein Geschäft, welches für die Schlau-Bank Sinn macht. Aber weil kaum anzunehmen ist, dass die eine Bank immer auf der Gewinner- und die andere immer auf der Verliererseite steht, müssten sich Gewinne und Verluste am Ende doch sehr weit annähern. Und wo bleibt dann, nach Abzug der Transaktionskosten (insbesondere Gehälter der Trader usw.) noch ein Gewinn übrig? Kann es also sein, dass der CDS-Handel für die Banken eine ganz andere Funktion erfüllt, nämlich einfach die, die Bilanz aufzublähen?
Wenn es so wäre, müssten m. E. die Bilanzierungsregeln korrigiert werden, um derartige Manipulationen unmöglich zu machen. Ggf. müsste sich Kontinentaleuropa gegen die angelsächsische Mark-to-Market-Bilanzierung auf die Hinterbeine stellen und für hiesige Unternehmen wieder die gute alte HGB-Bilanzierung verbindlich vorschreiben. Denn ohnehin habe ich den starken Verdacht, dass nicht zuletzt die Mark-to-Market-Bilanzierung mit ihrern Luftnummern ("Firmenwert") erheblich zur Ausweitung der Buchgeldmenge beigetragen und dadurch u. a. auch eine Ausweitung der Realgeldmenge erzwungen hat.

Also: CDS nicht einfach verbieten, denn als Kreditabsicherung haben sie ja durchaus eine legitime Funktion. Und meinetwegen soll man auch gerne mit diesen Dingern spekulieren dürfen, wenn durch entsprechende Limits und Bilanzierungsregeln sichergestellt werden kann, dass sie insgesamt keine nachteiligen Effekte auf das Finanzsystem ausüben können.
Nachtrag 05.03.12: Zur Bilanzierung allgemein vgl. jetzt auch den ZEIT-Artikel "Commerzbank.  Wie man’s gerade braucht" vom 04.03.12: "Gewinn oder Verlust? Der Fall Commerzbank befeuert die Kritik an den international gültigen Bilanzierungsmethoden."


Aber zurück zu den Absicherungen für griechische Staatsanleihen.

Auch die FAZ, die sich in dieser Sache ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert hat, ist offenbar nicht daran interessiert, ihre Leser insoweit schlauer zu machen. Von meinem Leserkommentar zu dem Felsenheimer-Interview „Eine Insolvenz Griechenlands wäre nicht das Ende der CDS“ (http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anleihen-zinsen/kreditanalyst-jochen-felsenheimer-eine-insolvenz-griechenlands-waere-nicht-das-ende-der-cds-11665863.html) hat man man den Mittelteil mit der WSJ-Info wegzensiert:
 " 'Die Folgen für den Markt für Griechenland-CDS wären gering'
sagt Felsenheimer, und das muss der Politik schon länger bekannt gewesen sein.
Selbst wenn die Daten anfänglich (2010) tatsächlich noch nicht von der Bankenaufsicht erfasst worden sein sollten, konnte niemand, der nur halbwegs eine Vorstellung vom CDS-Handel hatte, einen Zusammenbruch des Systems ‘wie bei Lehman’ befürchten.
Schon am 15.11.2008 schrieb das WSJ (“The Meltdown That Wasn’t”): “This is not to say that Lehman’s failure didn’t damage credit markets. But the problem was not a failure of the CDS market, nor was Lehman’s failure caused by CDS. Toxic mortgages killed Lehman. Once Lehman went bust, CDS contracts added relatively little stress to other banks. The stress came from the failure of a big investment bank, which made people unwilling to lend to other banks.”
In wessen Interesse haben uns Politik und Medien (und Finanzinstitute?) bislang belogen, wenn sie “Lehmann” geschrien haben?

Das entwertet für andere Leser naturgemäß die Glaubwürdigkeit meines Kommentars, denn schließlich kann jeder behaupten, dass er Ahnung von einer Materie habe. Die FAZ-„Richtlinien für Lesermeinungen“ habe ich nicht verletzt: weder jemanden beleidigt, noch einen Link gesetzt. Und das kurze Zitat stellt mit Sicherheit auch keine Urheberrechtsverletzung dar. Also bleibt mir durch logischen Ausschluss der anderen Möglichkeiten nur die Annahme, dass die FAZ ihr eigenes Versagen hier verschleiern wollte.

Nachfolgend noch die Links zu einigen Artikeln über die aktuelle ISDA-Entscheidung:
  • Dow Jones News, auf der Webseite Godmode Trader u. d. T. "Euro gibt weiter nach - Geldschwemme der EZB drückt" (2.3.12) wiedergegeben, meint (meine Hervorhebung): "Keine Risiken für den Euro stellt indes die Entscheidung des Derivateverbands ISDA dar. Er hatte am Vortag mitgeteilt, dass bislang kein Kreditereignis für griechische Kreditausfallversicherungen eingetreten ist. Dies wird allerdings dadurch relativiert, dass er sich nur auf eine einzelne Anfrage bezieht. Die ISDA betonte, dass damit keine Vorentscheidung für andere Fälle getroffen wurde. Analysten sind aber zuversichtlich, dass selbst das Auslösen der Kreditausfallversicherungen an den Märkten keine größeren Verwerfungen mehr auslösen wird. Dafür sei das noch ausstehende Volumen von Griechenland-CDS zu gering. Es sei in den vergangenen Wochen stark zurückgefahren worden."
  • Ausgerechnet n-tv, ein Sender, der sich doch immerhin Wirtschaftskompetenz zuschreibt, strickt munter weiter am Griechenland-Lehmann-CDS-Märchen (29.02.12). Unter dem alarmistischen Titel "Milliardenschwere Kettenreaktion. Zündet Athen die CDS-Bombe?"   heißt es: "Die Derivate-Handelsorganisation ISDA wird am Donnerstag darüber entscheiden, ob der vereinbarte Schuldenschnitt als "Kredit-Ereignis" eingestuft wird. Dann nämlich würden Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, kurz CDS) für griechische Staatsanleihen fällig.Was harmlos klingt, könnte für die Finanzbranche mächtig Zündstoff bergen. Denn eine Auszahlung der CDS könnte nach Ansicht von Experten - wie nach der Lehman-Pleite 2008 erlebt - unvorhersehbare Turbulenzen an den Märkten auslösen. Wegen dieser Sorgen hatten Banken einst darauf gedrängt, die Beteiligung an einer Umschuldung Griechenlands unbedingt auf freiwilliger Basis umzusetzen. So hoffte man, ein solches Kreditereignis zu umgehen." Und das, obwohl im gleichen Artikel korrekt berichtet wird: "Den aktuellsten Zahlen der Abwicklungsanstalt Depository Trust & Clearing zufolge stehen netto 3,2 Mrd. Dollar an CDS auf griechische Anleihen aus. Dabei sind Kontrakte, die sich gegenseitig ausgleichen, herausgerechnet. Insgesamt sollen Versicherungen für knapp 70 Mrd. US-Dollar im Umlauf sein. Werden diese CDS ausgelöst, dann werden also maximal 3,2 Mrd. Dollar den Eigentümer wechseln. Käufer der Versicherung erhalten dann den Nennwert ihrer Anleihe abzüglich des Restwerts"!
  •  Einige Details aus dem o. a. FTD-Artikel: "Das Volumen ausstehender CDS-Kontrakte auf griechische Staatsanleihen beläuft sich laut Zahlen des Derivate-Abwicklungshauses DTCC auf 70,4 Mrd. Dollar. Da viele Marktteilnehmer CDS-Schutz nicht nur verkauft, sondern zugleich auch gekauft haben, gleichen sich die Zahlungsansprüche aber teilweise aus. Netto belaufen sie sich laut DTCC auf 3,3 Mrd. Dollar (2,5 Mrd. Euro). Diese Aufrechnung setzt allerdings voraus, dass alle beteiligten Parteien ihre Verpflichtungen bedienen können. In Europa müssten bei Feststellung eines Kreditereignisses Geldhäuser außerhalb Griechenlands, die mehr CDS verkauft als gekauft haben, 1,1 Mrd. Dollar zahlen. Das geht aus Daten der EU-Bankenaufsicht EBA vom Herbst hervor. Diese Institute, darunter beispielsweise die italienische Unicredit und die spanische BBVA , dürften auf die ISDA-Entscheidung vom Donnerstag also erleichtert reagieren. ..... Spätestens wenn es dazu kommen sollte [dass Griechenland die Anleihebesitzer mit einer rückwirkenden Klausel zur Teilnahme am Schuldenschnitt zwingt], müsste der ISDA-Ausschuss sich wohl erneut mit dem Schuldenschnitt befassen. Denn ein Kreditereignis liegt laut den Definitionen der Organisation grundsätzlich auch dann vor, wenn eine Mehrheit der Gläubiger die übrigen zu einem Forderungsverzicht zwingt. Wären die griechischen Staatsanleihen von vornherein mit entsprechenden Umschuldungsklauseln versehen worden, läge die Sache anders. Ein Großteil der Papiere wurde aber vor weniger als 60 Tagen mit diesen Klauseln versehen, was laut den ISDA-Definitionen für ein Kreditereignis spräche."
  • Irreführend überschreibt Spiegel Online seinen auch sonst nicht überzeugenden Bericht v. 1.3.12 mit "Griechischer Schuldenschnitt. Pleite-Spekulanten könnten leer ausgehen" (vgl. näher meinen Kommentar "Butter bei die Fische" im Blog Kantoos Economics.)
  • Noch irreführender (weil er lediglich einen aktuellen Zwischenstand wiedergibt) ist der Titel "Keine Entschädigung für Verluste mit Griechenland-Bonds" bei Reuters Deutschland (1.3.12). Den Passus "Das Volumen aller CDS auf griechische Staatsanleihen betrug zuletzt nur noch 3,25 Milliarden Dollar" dürfte der o. a. SPON-Artikel von dieser Reuters-Meldung übernommen haben; er ist insofern unvollständig als der Hinweis fehlt, dass es sich hier um den "genetteten" Wert handelt.
  • Die gleiche Irreführung wie die Reuters-Überschrift betreibt das Manager-Magazin am 1.3.12 mit dem Titel "Schuldenschnitt für Griechenland. CDS-Investoren gehen leer aus". Immerhin heißt es dort korrekt (meine Hervorhebung): "Es geht um Papiere im Nettowert von 3,25 Milliarden Euro".
  • Am 01.03.12 berichtete auch das Handelsblatt (Andrea Cünnen) über die ISDA-Entscheidung. Titel: "Kreditausfallversicherung: CDS auf griechische Staatsanleihen werden nicht fällig", also im Gegensatz zum FTD-Titel ("Griechen-Schuldenschnitt noch kein Kreditereignis") gleichfalls irreführend (was ein Leserkommentator auch bemerkt hat). Auch sonst bleibt der Artikel in seinem Informationsgehalt weit hinter demjenigen der FTD zurück, außerdem enthält er auch die falsche Aussage: "Unter dem Strich würden bei einem Kreditereignis Zahlungen über 3,2 Milliarden Dollar fließen" (weil davon noch der Restwert der umgeschuldeten Anleihen abzuziehen ist!). Kein Ruhmesblatt, liebes Handelsblatt!
  • Nicht einmal die FAZ titelte korrekt mit "Griechenland Ausfallversicherungen für Kredite werden nicht fällig" (1.3.12), und spielte außerdem (im Ergebnis) munter die alte Leier des Lehmann-Chaos-Mythos: "Zwar gilt das Volumen der auf Griechenland netto laufenden CDS mit 3 Milliarden Dollar als nicht sonderlich hoch. Gleichwohl ist über die Verteilung der Papiere offenbar so wenig bekannt, dass die Folgen einer Auslösung der Papiere von einigen Marktteilnehmern als sehr riskant eingeschätzt werden." Immerhin ist am Inhalt richtig: "Dennoch könnten die CDS am Ende trotzdessen fällig werden, wenn sich nicht genügend Gläubiger freiwillig an der Umschuldung beteiligen und die griechische Regierung von den neuen Anleihe-Klauseln wirklich Gebrauch machen müsste. Ausgerechnet die FAZ selbst war es, die am 28.02.12 das Interview  "Kreditanalyst Jochen Felsenheimer. 'Eine Insolvenz Griechenlands wäre nicht das Ende der CDS' " zu den Griechenland-CDS gebracht hatte, wo der Interviewte klar sagte: "Die Folgen für den Markt für Griechenland-CDS wären gering. Das Nettovolumen liegt bei 3 Milliarden Dollar. Das ist ein völlig überschaubarer Markt, auf dem keine Verwerfungen zu befürchten wären."  //  Nachtrag: Bereits im Vorfeld der ISDA-Entscheidung hatte Bettina Schulz am 29.02.2012  unter "Schuldenschnitt. Entscheid über formalen Bankrott Griechenlands" sehr ausführlich über die Lage informiert: "Nach den im September 2011 verfügbaren Daten der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) hat zwar die Unicredit mit netto 299 Millionen Euro netto die potentiell höchste Zahlungsverpflichtung aus CDS-Kontrakten. Es folgen an deutschen Banken aber die DZ Bank mit netto 170 Millionen Euro, die Deutsche Bank mit 96 Millionen Euro, die Norddeutsche Landesbank mit 92 Millionen Euro, die West LB mit 77 Millionen Euro und die Deka Bank mit 10 Millionen Euro. Reichlich eingedeckt hat sich die Royal Bank of Scotland (RBS) mit Nettoforderungen aus CDS-Kontrakten von 222 Millionen Euro." Und zur Dimension einer evtl. Zahlungspflicht der Banken: "Sollten die CDS-Kontrakte fällig werden, bedeutet dies jedoch keine Katastrophe für die Banken. Der Wert, den griechische Anleihen derzeit am Markt noch erlösen, liegt bei 25 Cents je Euro, der Verlust also bei 75 Prozent. Aus den Kontrakten müssten also 75 Prozent an die Gläubiger gezahlt werden. Allerdings werden CDS-Kontrakte ununterbrochen mit ihrem Marktwert angesetzt und etwaige Verluste und Gewinne aus den täglichen Preisschwankungen sofort verrechnet. Da der Markt seit langem die Zahlung aus den CDS-Kontrakten einberechnet hat und griechische Anleihen seit langer Zeit am Markt kaum noch etwas wert sind, würden aus den CDS-Kontrakten nur noch marginale Restzahlungen fällig werden." So ganz klar ist mir dieser Passus nicht; aber ich vermute, dass es um die Sicherheiten geht, welche die CDS-Verkäufern den CDS-Käufern stellen müssen, wenn die Anleihekurse fallen.
  • Auch Harald Freiberger bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) reiht sich brav in die Reihe der Falsch-Titler ein, wenn es heißt: "Keine Kreditausfallversicherungen für Griechenland. Eine Sorge weniger für die Finanzmärkte". Andererseits ist er aber im ganzen Einheitschor der deutschen Penner-Presse der einzige, der bei dieser Gelegenheit die Täuschungsfrage thematisiert (meine Hervorhebung): "Das Volumen der CDS auf griechische Staatsanleihen beträgt 2,5 Milliarden Euro [unpräzise, aber das ist man ja schon gewohnt], ein relativ kleiner Betrag. Die Furcht vor einem Dominoeffekt war also unberechtigt. 'Im Nachhinein sieht es so aus, als wäre die Gefahr von Investoren bewusst geschürt worden, um die Politik vielleicht doch noch dazu zu bringen, dass es zu keinem Schuldenschnitt kommt und der Steuerzahler einspringt', sagt Christoph Kaserer, Professor für Kapitalmärkte an der Technischen Universität München."    Mir freilich war das von Anfang an klar, nicht erst "im Nachinhein"!

Nachtrag 08.03.2012
In dem FAZ-Bericht "Griechenland. Umschuldung auf der Zielgeraden" von heute erfahren die Leser endlich klar und schnörkellos die Wahrheit über die Griechenland-CDS (meine Hervorhebungen):
"Der Markt für CDS-Kontrakte ist nicht annähernd so chaotisch organisiert wie oft behauptet. Im Handel der Banken wird exakt erfasst, mit welchen Geschäftspartnern ein Vertrag zur Absicherung der Kreditausfallrisiken abgeschlossen wurde. Freilich laufen diese Geschäfte nicht über die Börse, sondern sie werden bilateral zwischen zwei Marktteilnehmern abgeschlossen. Aber es wird erfasst und festgehalten, wer der Gegenpartner ist. Geschäftsvolumina von mehr als 25 Millionen Euro müssen gemeldet werden. Etwaige Buchverluste werden kontinuierlich durch Margin-Leistungen abgesichert. ..... Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die Depository Trust and Clearing Corporation und die European Banking Authority (EBA) haben öffentlich verfügbare detaillierte Daten über den Umfang der CDS-Kontrakte je nach Emittent."


Nachträge 09.03.2012

Das Handelsblatt will anscheinend mit aller Gewalt seinen Ruf aufs Spiel setzen, eine Zeitung mit Wirtschaftskompetenz zu sein. In dem heutigen (nicht namentlich gekennzeichneten) Handelsblatt-Artikel "ISDA-Beratungen. Griechenland bleibt brandgefährlich" wird immer noch das Märchen von der gigantischen, und angeblich unüberschaubaren, CDS-Gefahr kolportiert:
"Wegen nicht absehbarer Folgen für Finanzinstitute und -märkte wurde bisher alles daran gesetzt, dass diese Versicherungen nicht fällig werden. Ausschlaggebend sind die negativen Erfahrungen während der letzten großen Finanzkrise 2008. Nachdem CDS-Titel bei der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers zu einem kolossalen Dominoeffekt und zur Beinahe-Pleite des großen US-Versicherers AIG geführt hatten, sind ihre Auswirkungen gefürchtet."
Wie "gigantisch" das Risiko ist, liest man, ebenfalls heute, in dem FAZ-Artikel "Umtausch der Staatsanleihen Athen will private Gläubiger zum Schuldenschnitt zwingen":
"Noch an diesem Freitag soll ..... die Frage geklärt werden, ob nun die Kreditausfallversicherungen für die griechischen Anleihen fällig werden. Das gab die mit der Entscheidung beauftragte International Swaps and Derivatives Association (ISDA) in London bekannt. Sie muss entscheiden, ob der geplante Zwangsumtausch als ein Kreditereignis, also als Zahlungsausfall zu werten ist. In diesem Fall würden die Ausfallversicherungen (Credit Default Swaps, kurz CDS) fällig. ..... In Finanzkreisen gilt als wahrscheinlich, dass die Kreditausfallversichungen fällig werden. Umstrittener ist, welche Folgen dies im Endeffekt haben wird. Der Bundesverband der deutschen Banken (BdB) hält das Risiko indes für überschaubar. Nach Daten der Depository Trust & Clearing Corporation in Amerika von Ende Februar gibt es ausstehende CDS-Kontrakte auf griechische Staatsanleihen im Nettowert von 3,2 Milliarden Euro. Ausgezahlt würde aber nur der Prozentsatz, der für die Gläubiger als verloren gilt. Bei einem Schuldenverzicht von 53,5 Prozent würden an die Gläubiger also maximal 1,71 Milliarden Euro fließen. Diese würden sich zudem auf etliche Banken, die Nettoverkäufer am Markt für CDS-Kontrakte sind, verteilen."

Hurra! Jetzt ist es eingetreten: Das Kreditereignis (credit event),  also die Feststellung der International Swaps and Derivatives Association (ISDA), dass Griechenland im Sinne der CDS-Regeln pleite ist.
Der ganze Tanz um die "Freiwilligkeit" bei der griechischen Umschuldung war daher insoweit für die Katz, als man (angeblich oder tatsächlich?) den Eintritt gerade dieses Ereignisses vermeiden wollte. Und wie berichtet das Handelsblatt darüber? Dieses Düsseldorfer Wirtschafts-Käseblatt (oder - wessen? - Lobbyorgan?) schürt heute weiterhin Lehman-AIG-Hysterie: "Credit Default Swaps. Zittern vor der Kettenreaktion":
"Mit Investitionen in CDS können sich Anleger gegen den Ausfall von Anleihen absichern. Aber das Geschäft ist spätestens seit der Finanzkrise extrem umstritten. Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hätte der CDS-Markt beinahe schon einmal einen Flächenbrand ausgelöst. Damals hatten sich Investoren mit mehr als 500 Milliarden Dollar gegen eine Lehman-Pleite abgesichert. Tatsächlich hätte AIG diese gewaltige Summe niemals bezahlen können. Hätte die US-Regierung den Versicherer damals nicht aufgefangen, wäre er in die Pleite gerutscht und mit ihm viele Banken, die sich über die CDS gegen einen Lehman-Kollpas versichert hatten. ..... Wie laut der Knall wird, wenn die Griechenland CDS tatsächlich ausbezahlt werden müssen, lässt sich derzeit kaum abschätzen. Das US-Abwicklungshaus DTCC beziffert das Gesamtvolumen auf rund 70 Milliarden Dollar. Da viele der großen Spieler am CDS-Markt die Ausfallversicherungen aber nicht nur verkauft, sondern auch gekauft haben, und die Bestände inzwischen täglich verrechnet werden, liegt die Nettosumme bei deutlich bescheideneren 3,2 Milliarden Dollar."
Ach ja: 500 Mrd. gegen 3,2 Milliarden - und das soll auch nur entfernt vergleichbar sein? Zumal das Handelsblatt, blamabel für ein Wirtschaftsblatt, auch noch verschweigt, dass CDS-Verkäufer den CDS-Käufern Sicherheiten stellen müssen, wenn das Rating der zugrunde liegenden Produkte (Anleihen, Hypothekenpakete usw.) verschlechtert. Auf diese Weise haben die CDS-Verkäufern einen Teil ihrer Netto-Verpflichtungen schon längst 'bezahlt'! Ich weiß nicht, ob in der Handelsblatt-Redaktion Dilettanten sitzen - oder ob hier ganz bewusst Panikmache betrieben wird?
Jedenfalls entwertet für mich diese Art der Berichterstattung das Handelsblatt ganz gewaltig!


Nachträge 11.03.2012

Einen relativ brauchbaren Artikel über CDS allgemein und speziell in der Griechenlandkrise hat das österreichische Wirtschaftsblatt aus dpa- und APA-Meldungen am 10.03.12 zusammengestellt. Titel: "Griechenland-Zwangsumschuldung: Die erneute Angst vor CDS".

Die Deutsche Mittelstands Nachrichten veröffentlichte am 10.3.12 u. d. T. "Kreditversicherungen: UniCredit und Deutsche Bank als Verlierer" eine Liste der CDS-'Geschädigten'. Ich sehe allerdings dort keinen, bei dem ich Gelegenheit und hinreichende Motive für eine Desinformationskampagne gegenüber Politik und Öffentlichkeit in Deutschland annehmen würde: Die beiden schwer geschädigten ausländischen Banken (KA Finanz in Österreich und UniCredit in Italien) würden sich schwer tun, in Deutschland erfolgreich Meinungsmache in einer so allgemeinen Frage zu betreiben. Und bei der Deutschen Bank ist der Verlust mit knapp 80 Mio. € zu 'peanuttig', um den Aufwand und die Rückschlag-Risiken (nämlich bei Bekanntwerden) einer solchen Kampagne zu rechtfertigen.


Nachträge 12.03.2012

Nicht speziell zu den CDS für Griechenlandbonds, sondern ganz allgemein zur Umschuldung brachte die FAZ am 10.03.12 einen guten Artikel von Ursula Schulz: "Umschuldung Griechenlands: In Watte gepackt".

Ebenfalls am 10.3. fragte Patrick Bernau in der FAZ: "Nach dem Schuldenschnitt: Droht jetzt Lehman II?".


Nachtrag 13.02.12
Handelsblatt-Bericht vom 12.02.2012: "Kreditausfallversicherung. Bundesbank sieht keine Risiken durch Griechenland-Pleite". Natürlich nicht - das war ja ohnehin Panikmache!
"Dem Derivateverband International Swaps and Derivatives Association (ISDA) bleibt deshalb nicht anderes übrig, als die Umschuldung als „Kreditereignis“ zu werten, was einen formalen Zahlungsausfall bedeutet. Dies führt wiederum dazu, dass Kreditausfallversicherungen – Credit Default Swaps (CDS) – fällig werden.Das wollten die Euro-Retter unbedingt vermeiden. Immer wieder warnten sie vor den Folgen, sollten die CDS in großem Stil ausgelöst werden. Dann sei ein Flächenbrand zu befürchten, hieß es - übrigens nicht nur von Seiten der Politik, sondern auch aus der Branche selbst." (Meine Hervorhebung)
Wow - welch ein Wunder, dass einschlägig interessierte Akteure aus der Branche auf Panik gemacht haben! Über das Handelsblatt kann ich bald nur noch den Kopf schütteln!


Nachtrag 13.03.2012
(Nur) die SZ fragt sich von allen deutschen Medien jetzt (anknüpfend an die bereits früher in der Süddeutschen publizierte Meinung von Prof. Christoph Kaserer - s. o.), ob die Angst vor dem CDS-Crash interessengeschürt war: "Kreditausfallversicherungen für griechische Anleihen. "Nur ein Tropfen auf den heißen Stein" (12.03.2012, Autorin Simone Boehringer):
"Damit ist nun genau jenes "Kreditereignis" eingetroffen, vor dem Finanzexperten und Vertreter großer Banken seit Beginn der griechischen Schuldenmisere immer gewarnt hatten. Mehr noch: Die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) könnten "ein zweites Lehman" bedeuten, also das gesamte Finanzsystem gefährden, hieß es. Und jetzt? Scheint die Situation doch beherrschbar. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Schuldenschnitts für Griechenland vergangene Woche bemühten sich diverse Experten und Börseninvestoren festzustellen, dass keine systemgefährdenden Risiken mehr zu befürchten seien. ..... manchen Marktbeobachtern drängte sich zuletzt auch der Verdacht auf, interessierte Kreise hätten die Lage übertrieben dargestellt, um für die eigene Branche das Beste herauszuholen."


Nachträge 19.03.2012

Jetzt löst sie sich endgültig in Wohlgefallen auf, die Griechenland-CDS-Panik. "Kreditausfallversicherungen in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar fällig" titeln heute die Deutsche Mittelstands Nachrichten.

Ausführlicher ist der FTD-Artikel "Schuldenschnitt. Griechische Alt-Anleihen sind noch 21,75 Cent wert".


Nachtrag 04.04.2012
In der FTD schrieben am 30.03.12 Daron Acemoglu (Professor für Ökonomie am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston) und Simon Johnson (früherer Chefökonom des Internationalen Währungsfonds und jetzt an der MIT Sloan School of Management) unter der Überschrift "Top-Ökonomen. Europa im Würgegriff der Banken":
"Das Hauptargument gegen einen Abbau des Schuldenüberhangs stammte ..... Fällen von Bankern, die zwei Gründe anführten, warum auf den Finanzmärkten ein Chaos ausbrechen würde. Erstens waren Banken die Hauptgläubiger und aufgrund der großen Verluste, die sie angesichts möglicher Umschuldungen zu befürchten hätten, wäre ein Dominoeffekt vorprogrammiert. ..... Zweitens würden die Banken zudem Verluste erleiden, weil sie mit Versicherungen gegen Kreditausfälle gehandelt hatten - in Form von Credit Default Swaps. Würden diese Kreditderivate in Anspruch genommen, würden die Banken potentiell weitere lähmende Verluste erleiden. Im Fall Griechenland haben Banker lange und hartnäckig argumentiert, dass eine Umschuldung überall in der Eurozone - und möglicherweise darüber hinaus - für Ansteckung sorgen würde. Und trotzdem blieb Griechenland letzten Endes kaum eine andere Wahl, als seine Schulden umzustrukturieren ..... . Dies wurde als "Kreditereignis" gewertet und die Credit Default Swaps somit ausgelöst: Die Kreditausfallversicherungen wurden fällig. Ist die Hölle ausgebrochen? Nein. ..... Die griechische Zahlungsunfähigkeit hat sich als der berühmte Hund herausgestellt, der nicht gebellt hat. Die Lektion für Europa - und für die USA - ist klar: Es ist an der Zeit damit aufzuhören, auf die Banken zu hören ..... . Wir müssen die verzerrte politische Ökonomie des Finanzsektors einer Neubewertung unterziehen, bevor die übermäßige Macht der Wenigen noch höhere Kosten auf alle anderen abwälzt."
Im anderen Zusammenhang interessant ist folgender Passus (meine Hervorhebung):
"Sogar jetzt werden viele der Verluste, die die Banken hätten tragen sollen, vom öffentlichen Sektor geschultert, unter anderem durch verschiedene Formen direkter Unterstützung und die außergewöhnlichen und riskanten Tätigkeiten der Europäischen Zentralbank. Das Ausmaß der Subventionen in diesem Sektor ist atemberaubend und wird, bei der gegenwärtigen Politik, mit der Zeit nur noch weiter zunehmen - und somit vorrangig den Lebensstil des einen Prozents der Wohlhabenden in sehr reichen Ländern unterstützen."





ceterum censeo
Europa ja, Albtraum nein!
Euro ja, Fremdschulden nein!
Freunde ja, Kostgänger nein!

 Textstand vom 04.04.2012. Gesamtübersicht der Blog-Einträge (Blotts) auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm. Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen